Oder auch: Die längsten 14 Tage meines Lebens.
Im Dezember 2009 habe ich Lucia gekauft. Mein erstes eigenes Pferd. Die größte Freude und größte Verpflichtung meines Lebens. Eigene Tiere - der Grund warum Leute nicht mehr in den Urlaub fahren können, wegen der Verpflichtungen. Für mich der Grund warum ich nicht mehr in den Urlaub fahren möchte, wegen der Liebe. Mein Traumpferd steht seit 2009 in meinem Traumbundesland - mal ehrlich: Herz, wat willze mehr!?
Die einzige Sehnsucht, die mich den Norden 2010 dann doch nochmal verlassen ließ, war der noch höhere Norden... Ich wollte für einige Zeit bei einer Pferdetrainerin in Dänemark lernen. Ich habe zu der Zeit Sprachwissenschaften studiert und dänisch gelernt und was ist da naheliegender als die Sprache gleich mit den wichtigsten Pferdebegriffen zu bestücken - mein Interesse war natürlich rein wissenschaftlicher Natur ... Naja, das Ende vom Lied: Die Zeit war toll, ich habe viel gelernt und bin ein paar Tage eher zurückgedüst, weil ich so Sehnsucht hatte.
Ich war also seit 2010 nie länger als ein paar Tage nicht bei Lucia. So zwei, drei Tage gehen gut, ich freue mich mal nicht Auto fahren zu müssen und weiß, dass meine Pferde immer top versorgt sind. Länger ist aber blöd, dann macht sich die Sehnsucht breit und einie innere Unruhe. Ohne euch bin ich nicht ich - genau so fühlt es sich für mich an. Tja und dann kam Weihnachten 2021.
Ich hatte extra für eine längere Zeit keine Termine geplant, um mich um den Shop kümmern zu können, all den Bürokram aufzuarbeiten, der so liegen bleibt und den Jahresabschluss zu machen. Und natürlich um ganz viel Zeit mit meinen Tieren verbringen zu können. Ihr werdet es nach der Überschrift schon vermuten... dieser Teil hat nicht funktioniert.
Trotz zweifacher Impfung lasse ich mich regelmäßig testen, um nicht Gefahr zu laufen symptomlos aber positiv zu Terminen zu fahren. Da meine Boosterimpfung anstand, habe ich mich in den Tagen davor täglich testen lassen. Ich hatte etwas Halsschmerzen, vermutete aber, dass das von den Abstrichen kommen könnte und holte mir meine dritte Impfung ab. Nach der ersten Impfung hatte ich gar nichts, nach der zweiten eine Art Kater. Nach der Dritten fühlte ich mich bereits abends etwas matt. In der Nacht bekam ich abwechselnd Schüttelfrost und Schweißausbrüche. Übrigens DAS Symptom der neueren Varianten. Der nächste Tag bestätigte dann meine Befürchtungen alle Tests waren positiv. Frank ist zum Glück bereits geboostert und war die ganze Zeit über negativ.
Zunächst hatte ich noch die Hoffnung, dass ich einfach nur eine sehr starke Impfreaktion habe und dass die positiven Tests von der Impfung kommen, allerdings gibt es sehr viele Artikel dazu und in allen steht, dass das nahezu ausgeschlossen ist. Ich hoffte noch kurz, dass ich diese eine Ausnahme sein könnte, die es ja immer gibt, aber ich war dann doch einfach zu eindeutig krank. Schüttelfrost und Nachtschweiß begleiteten mich noch einige Nächte, ich war unglaublich schlapp und hatte sehr starken Husten und Kopfschmerzen. Ich muss es also irgendwie geschafft haben, mich tatsächlich parallel zu meiner Impfung anzustecken. #Superbooster :)
Glücklicherweise habe ich schon vor langer Zeit von Nebutec nicht nur ein Inhaliergerät für meine Tiere, sondern auch eins für mich bekommen und durch Lenis Asthma hatte ich alles an Kochsalz, Schleimlösern etc im Haus. Und glaubt mir, ich habe inhaliert wie eine Verrückte. Auf keinen Fall wollte ich, dass irgendetwas von diesem Mistkram sich in meiner Lunge festsetzt. Tatsächlich ist es mir so auch ziemlich gut gelungen den Husten zumindest locker zu behalten. Ich hatte zwar lange starken Husten, aber er blieb "produktiv" wie man so schön sagt.
Und es ist mir ziemlich gut gelungen mich meinem Schicksal einfach zu fügen. In den ersten Tagen wäre es eh nicht vorstellbar gewesen irgendwo hinzugehen. Ich habe viel geschlafen und dazwischen, dank Aspirin Complex, ein bisschen Bürokram etc erledigt. Negative Gedanken habe ich versucht möglichst schnell beiseite zu schieben, aber zugegeben, das eine oder andere Tränchen habe ich natürlich schon verdrückt. Ich habe bewusst kaum jemandem von meiner Erkrankung erzählt, weil ich meine Ruhe haben und für mich allein damit umgehen wollte. Je häufiger man es ausspricht, desto realer wird es und desto bewusster hätte es mir gemacht, dass ich jetzt 14 Tage nicht raus darf. Die Vorstellung jetzt mindestens 14 Tage meine Pferde nicht zu sehen, war eigentlich -zumindest emotional- das Schlimmste und ich wollte nicht auch noch ständig daran erinnert werden.
Natürlich flog mich auch gelegentlich der Gedanke an, dass ich gerade hier flachliege, weil ich Corona habe. In mir wütet eben dieser Virus, der seit zwei Jahren alles auf den Kopf stellt. Und: Für nicht wenige tödlich verläuft. Mir hilft es in solchen Momenten etwas zu tun, mich nicht hilflos zu fühlen. Ich habe also inhaliert ohne Ende, meine Abwehrkräfte gestärkt und unendlich viele Artikel und Studien zu dem Thema gelesen. Und mich getestet und getestet und getestet.
Die Erleichterung war groß als die Tests nachhaltig negativ blieben. Und als das nächtliche Schwitzen/Frieren und die heftigen Kopfschmerzen vorbei waren. Die Abgeschlagenheit hielt sich noch ein paar Tage. Ich war nach einigen Schritten schon ziemlich ausser Atem, bzw das Atmen tat sehr weh und ich hatte große Schwierigkeiten mich zu konzentrieren. Ich konnte mir kaum etwas merken und alles war mit großer Anstrengung verbunden. Am längsten hält sich der Husten, was die Nächte anstrengend macht, sich aber nach den vorangegangenen Tagen vergleichsweise harmlos anfühlt.
Selten ging es mir so schlecht, aber gleichzeitig hab ich noch nie so viel dafür getan, dass es mir besser geht, denn natürlich wollte ich nicht riskieren, dass zu den 14 Tagen Quarantäne auch nur einer mehr dazukommt. Mittlerweile geht es mir wieder ziemlich gut, ich kann mich wieder genau so gut -oder schlecht ;) - wie vorher konzentrieren und mir alles merken. Der Husten ist in den letzten Zügen und ich mache seit einigen Tagen hier Zuhause wieder normal Sport. Dabei mal wieder ein Hoch auf meine geliebte Wackelplatte. Anfangs habe ich mich auf nierdrigster Stufe ein paar Minuten durchwackeln lassen und dabei inhaliert, dann hab ich langsam die Zeit gesteigert und nun trainiere ich wieder normal darauf. An die Arbeiten im Stall taste ich mich nun langsam wieder ran.
Und ich wäre ja nicht ich, wenn ich dem Ganzen nicht auch ein paar gute Dinge abgewinnen könnte: Ich bin jetzt Super-Geboostert... Mein Arzt sagt mit meinen Antikörpern könnte man jetzt ein Pferd impfen :) Die 2kg zuviel, um die ich mich bei Gelegenheit mal kümmern wollte (Appetitlosigkeit ist mir sonst ein Fremdwort), sind jetzt runter und meiner (Rosacea-)Haut geht es dank des extrem vielen Wassers, das ich getrunken habe, wohl so gut wie selten.
Und danke an meinen Körper, der das echt ganz schön gerockt hat. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie das Ganze vor einem Jahr ohne Impfungen verlaufen wäre. Also Leute, lasst euch impfen und testen, testen, testen! Und achtet auf die Symptome, das bekannteste Symptom Geschmacksverlust taucht mittlerweile nämlich gar nicht mehr so häufig auf.
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